Welche Hürden mussten genommen werden?

Ein Meilenstein war der Besuch bei Othmar Karschulin in der Türkei im Frühjahr 2011. Es dauerte dann noch bis zum Ende des Jahres, bis er einwilligte, das Boot zu konstruieren.  Im April 2012 wurde der Vertrag zum Bau des Bootes bei einem Bootsbauer im Münsterland unterzeichnet.

Damit sind wir auch schon bei den größten Hürden. Mir war von vorneherein klar, dass das Projekt sehr abenteuerlich war  und ist – absolut exotischer Bootstyp, ein Prototyp, kaum Erfahrungswerte, Konstrukteur in der Türkei und Bau im Münsterland, Besprechungen über Skype, Werftbau des Kaskos und Selbstausbau des Innenraums, Weltneuheit beim Mast.

Vor Jahren ist ein Proa-Bauer mit seinem Projekt kläglich gescheitert, weil sein Boot bereits bei dem ersten Kontakt mit dem offenen Meer auseinandergebrochen ist. Das sollte uns nicht passieren. Daher haben wir für den Leichtbauwerkstoff Festigkeitsproben bei der FH Osnabrück durchführen lassen. Die gesamte Konstruktion haben wir noch einmal von einem Guru auf dem Gebiet des Yachtbaus nachrechnen lassen. Dieser hat eine nachträgliche Verstärkung gefordert.

Ein weiteres Problem betraf den Bau des Mastes. Es ist uns nicht gelungen, einen Anbieter zu finden für die Berechnung und den Bau, der auch die Gewährleistung des innovativen A-Mastes übernahm. Nachdem wir uns dort monatelang vergeblich bemüht haben, haben wir den Mast nach Informationsaustausch mit einem Konstrukteur in Südfrankreich selbst konstruiert und auf der Basis von Erfahrungswerten gebaut. Als Rohlinge kamen Fahnenmasten zum Einsatz.

Im Laufe des Baus stellte sich heraus, dass der Vertrag bzgl. des Lieferumfangs nicht sehr detailliert war, so dass es zu vielen Diskussionen kam, welche Arbeiten zum Lieferumfang gehören und welche nicht. Andererseits stellte es sich als sinnvoll heraus, Umfänge, die ursprünglich nicht zum Lieferumfang gehörten, doch bereits vom Bootsbauer ausführen zu lassen, da sie später nur noch sehr schwer zu realisieren gewesen wären. Dies, gepaart mit den anderen Problemen,  führte dazu, dass das Boot ein Jahr später fertig wurde als geplant und zu einem Zeitpunkt ins Wasser gelassen wurde, zu dem die anderen Segler ihre Boote bereits ins Winterlager brachten.

Wegen Problemen mit dem Rigg konnten wir leider die mit Spannung erwarteten Segeltest dann nicht mehr durchführen.

Abgesehen davon reißen die Herausforderungen nicht ab. Das Boot ist einfach zu anders und die Infrastruktur der Ostsee dafür nicht vorgesehen. Wie krant man so ein Boot? Wie geht man längsseits an den Steg (dort sind gewöhnlich Poller und Stromkästen, die ein Anlegen mit dem überragenden Hauptrumpf nicht erlauben)? Die Antwort auf die spannende Frage, wie sich das Boot beim Segeln und insbesondere beim Shunten verhält, steht uns ja noch bevor.

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